Sprachauswahl: DE / EN / FR

Blog

Neueste Beiträge:

Schlagworte:

Zwei Systeme - eine Wahl

Auf dem Digital Signage-Markt gibt es derzeit einen Mix aus Mediaplayern und System-on-a-Chip-Displays. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.

Wenn es um Digital Signage-Hardware zum Darstellen von Content geht, haben Anwender die Wahl zwischen zwei verschiedenen Systemen: Mediaplayer oder Displays mit einem System-on-a-Chip, kurz ScC. Beide Systeme dienen hauptsächlich dazu, Multimedia- und HTML-Inhalte wiederzugeben sowie Schnittstellen zur Verfügung zu stellen. Während Mediaplayer dabei extern an ein Display angeschlossen werden, sind SoC bereits in einem Bildschirm integriert. Dabei waren Mediaplayer die ersten Player zur Content-Darstellung. "Bei SoC handelt es sich um eine AII-in-One-Möglichkeit für Digital Signage. Externe Mediaplayer oder ein PC werden nicht benötigt, um Inhalte anzuzeigen - ein USB-Stick genügt. Da dies in früheren Jahren in der Form noch nicht möglich war, gab es zunächst externe Player. Die SoC folgten später", erläutert Christoph Emde, Senior Produktmanager Smart Signage bei Samsung. Hierzu ergänzt Dirk Koke, Geschäftsführer von Koke: "Viele Jahre waren die Ressourcen der SoC nicht ausreichend für ein Signage-System. Gerade im Bereich ruckelfreier HTML-5-Animationen gibt es erst jetzt Systeme, welche man ernsthaft einsetzen könnte." Somit hätten die Displayhersteller in den vergangenen Jahren sehr viel in diesem Bereich getan. Die Verbreitung beider Systeme ist laut Mike Finckh, Geschäftsführer von Concept International, ähnlich: "Aktuell sind ein wenig mehr Mini-PCs als SoC-Displays auf dem Markt. SoC-Displays kommen mehr in kleinen Netzwerken oder als Einzelgeräte zum Einsatz, während Systemintegratoren, die große Netzwerke betreiben, ausschließlich auf dedizierte Player setzen." Dies läge unter anderem daran, dass Systemintegratoren meist spezifische Anforderungen an das Betriebssystem haben und große Stückzahlen benötigen. Trotzdem erfreuen sich laut Christoph Emde auch SoC-Displays immer größerer Beliebtheit.

Was ist anpassbarer?

Während in den meisten Fällen externe Mediaplayer leistungsstärker sind und mehrere Displays separat ansteuern können, sind SoC-Displays zumeist proprietäre Systeme, auf die Softwarehersteller nur wenig Einfluss haben. "Mediaplayer sind in der Auswahl der Hard- und Software flexibel und können somit vielseitig eingesetzt werden. Auf den SoC läuft dagegen ein System und die verbaute Hardware kann nicht ersetzt werden", schildert Rainer Bloch, Business Director bei Philips Professional Display Solutions. Aus diesem Grund sind SoC auf Updates seitens des Herstellers angewiesen, während Mediaplayer mit einem Betriebssystem ausgestattet sind, auf denen Softwarehersteller vollständigen Zugriff haben. Somit können Updates lange bereitgestellt werden, wobei auch Remotezugriffe möglich sind. "Ein Mediaplayer ist durch unterschiedliche Konfigurationen, wie zum Beispiel Speicherplatz oder CPU-Performance, am flexibelsten. Bei einem SoC ist die Anwendung limitiert, da es nur eine technische Konfiguration gibt und man hier schnell an die Grenzen von beispielsweise CPU oder Speicher kommt. Bei einem Mediaplayer ist dies je nach Anwendung anpassbar", erklärt auch Erik Elbert, Produktmanager bei NEC Display Solutions. Somit kann man das Betriebssystem bei Mediaplayern je nach Kundenwunsch auswählen, während bei einem SoC immer das Betriebssystem des Herstellers installiert ist, weshalb es sich nur schwer oder nach Absprache mit dem Hersteller anpassen lässt. "Bei SoC-Displays muss man mit dem arbeiten, was der Hersteller anbietet, also auch mit dem vorgegebenen Betriebssystem und gegebenenfalls mit dem Content-Management-System des Herstellers. Für das Ausspielen des Inhalts bedeutet dies, dass sich der Digital Signage-Dienstleister entweder mit dem herstellereigenen Content-Management-System auskennen muss oder seine Playersoftware auf dem vom Displayhersteller verwendeten Android SoC installieren muss", erklärt Mike Finckh. Trotzdem betont Christoph Emde, dass ein SoC in der Regel optimal auf die Hardware abgestimmt ist und damit ein Höchstmaß an Integration und Zuverlässigkeit bei der Wiedergabe verschiedener Inhalte bietet. Zudem biete ein SoC einen reduzierten Wartungsaufwand, da Software-Updates, Einstellungen und Wartungsarbeiten zentral auf mehreren Geräten zeitgleich vorgenommen werden könnten.

Vor- und Nachteile eines integrierten Systems

Ein SoC verfügt über Vorteile in Bezug auf Überwachung und Steuerung. "Das SoC ermöglicht die direkte Kontrolle über alle Display-Einstellungen wie Helligkeit, Energieeinstellungen und so weiter", erwähnt Michael Roth, Prokurist und Leitung IT & Softwareentwicklung bei Wedeko. Auf diese Weise ermöglicht es laut Stefan Kröll, Digital Signage bei Aldisplays, die komplette Steuerung und Diagnose des ganzen Systems. Da man keine zusätzliche Player-Hardware benötig, ist das SoC zudem günstiger in der Anschaffung als ein Mediaplayer und spart Platz, da keine weiteren Geräte und Kabelbindungen für beispielsweise Video- oder Steuersignale notwendig sind. Auch der Installationsaufwand ist geringer, da die Anschlüsse direkt im Display integriert sind. "Bezogen auf die Installation vor Ort ist ein SoC einfacher zu installieren, da man keine zusätzliche Verkabelung zwischen dem Zuspieler und dem Display vornehmen muss", erklärt Michael Roth. Gleichzeitig weisen SoC-Displays einen geringeren Stromverbrauch auf, da kein externer Mediaplayer betrieben werden muss.

Doch die Integration des Systems in einen Bildschirm bietet auch gewisse Nachteile in Bezug auf eventuelle Reparaturen. Während man einen externen Mediaplayer leicht austauschen kann, muss man beim SoC gegebenenfalls das komplette Display ersetzen. "Der externe Mediaplayer ist austauschbar. So können im Falle eines Service kurze Reaktionszeiten eingehalten werden. Bei SoC muss man das Display demontieren und von einer vom Hersteller zertifizierten Firma reparieren lassen. Im schlimmsten Fall muss man das Display sogar komplett austauschen, was in der Regel circa fünf bis zehn Tage dauert", schildert Michael Roth. Trotzdem ist eine Reparatur auch bei Mediaplayern nicht so einfach, wie es zunächst erscheint. In diesem Zusammenhang betont Rainer Bloch, dass Mediaplayer eine autarke Komponente sind: "Das heißt, wir haben eine weitere Fehlerquelle, die ausfallen kann. Der Service wird aufwendiger, da nicht immer klar ist, wo der Fehler liegt: im Display, im Player oder gegebenenfalls im Kabel." Dagegen könne es bei SoC-Displays einfacher sein, das Display auszutauschen.

Daten über Daten

Mediaplayer und SoC lassen sich laut Rainer Bloch gleichwertig bedienen, wobei er auch hier Vorteile beim SoC sieht: "Die Vorbereitung beim SoC ist weniger aufwendig und die Arbeiten finden direkt auf dem Display statt. Somit hat man einen Systemstatus immer aus erster Hand und nicht wie beim Mediaplayer über eine Abfrage." Dennoch lassen sich nach Angaben von Mike Finckh beide Player-Arten über ein webbasiertes Content-Management-System bespielen und somit von einem web basierten Interface bedienen. Im Hinblick auf das Einspielen von Inhalten gebe es somit kaum Unterschiede: Der Kunde wählt je nach Einfachheit der Bedienung und funktionaler Abdeckung der Bedürfnisse das CMS aus. Für den Fall eines Wechsels ist man dabei beim Mediaplayer flexibler und kann ohne Hardwaretausch das System wechseln." Ähnlich sieht dies auch Erik Elbert: "Bei einem Mediaplayer ist durch die höhere Flexibilität des Betriebssystems die Auswahl von CMS-Partnern größer und die Bedienung unterschiedlich. Meistens findet ein Stream statt, der von dem CMS-Server auf die Displays ausgespielt wird." Zudem können Mediaplayer laut Rainer Bloch aufgrund der stärkeren Hardware größere Dateien verarbeiten als Soc. "Allerdings vermeidet man in der Regel große Datenmengen, da eine Übertragung in eine Cloud viel Zeit in Anspruch nimmt", erwähnt der Experte. Michael Roth gibt an, dass die maximale Datengröße, die ein Mediaplayer beziehungsweise ein SoC abspielen kann, vom eingesetzten Displaymodell abhängt. Tests hätten jedoch gezeigt, dass HTML-5-Inhalte, die live aufgebaut werden und nicht gerendert sind, nicht immer komplett problemlos und identisch dargestellt werden können, als wenn sie auf einem externen Mediaplayer angezeigt werden. Was den Speicherplatz angeht, sind SoC-Displays meist vom jeweiligen Hersteller auf eine bestimmte Kapazität begrenzt. "In der Regel liegt diese zwischen acht und 16 Gigabyte und kann in den meisten Fällen auch nicht erweitert werden", erwähnt Michael Roth. Externe Mediaplayer seien dagegen individuell aufgebaut, wobei eine Kapazität von 160 Gigabyte für die meisten Branchen ausreichend sei. "Einziger Faktor beim Mediaplayer ist hier das Betriebssystem, das extra Speicherplatz benötigt", ergänzt Rainer Bloch.

Je nach Projekt

Für besonders rechenintensive Anwendungen, wie zum Beispiel ein interaktives Wegeleitsystem mit vielen Animationen wie 3D-Darstellungen in Echtzeit, eignet sich somit zumeist ein gut ausgestatteter Mediaplayer oder Mini- PC. Für simple Anwendungen wie die Wiedergabe von Full-HD-Content ist dagegen ein SoC ausreichend. Dennoch rät Tom Seiffert, Head of Marketing & PR Europe bei Shuttle, dazu, sich vor der Verwendung eines Mediaplayers beziehungsweise eines SoC mit den Zielen und der Zukunft des Vorhabens auseinanderzusetzen: "Mit typischen SoC-Displays bewegt man sich in einem engen Rahmen hinsichtlich CMS- Funktionalität, Medienunterstützung und der Kompatibilität zu Geräten anderer Hersteller, oft sogar einzelner Modellreihen. Mediaplayer erlauben deutlich mehr Freiraum bei der Wahl der Bildschirme und der Hardware des Players. Jede der Komponenten kann unkomplizierter ausgetauscht und upgegradet werden. Neue kreative Ideen und Branchen-Trends, die deutlich höhere Anforderungen haben, können durch die Trennung von Bildschirm, Hardware und Software leichter realisiert werden." Die Entscheidung für eines der beiden Systeme sollte man somit je nach Projektanforderungen fällen.

Koexistenz beider Systeme

Was die Zukunft der beiden Systeme betrifft, sind sich die Experten nahezu einig. "Meiner Meinung nach bleiben beide Systeme aufgrund der vielfältigen Einsatzzwecke und Installationsarten bestehen", prophezeit Michael Roth und gibt damit den Grundgedanken der meisten Experten wieder. Stefan Kröll bringt jedoch mit ein, dass sich beide Systeme, vor allem aber SoC-Displays, weiter spezialisieren werden: "SoC-Displays werden noch leistungsfähiger werden und eine noch größere Akzeptanz finden." Dagegen kann sich Mike Finckh SoC-Displays auch als Backup vorstellen, bei dem man einen universellen Content hinterlegt, den man starten beziehungsweise zeigen kann, wenn das andere System ausfallen sollte. Wie auch immer sich die beiden Systeme weiterentwickeln, feststeht, dass beide Systeme ihre Daseinsberechtigung haben und unterschiedliche Vorteile bei der Wiedergabe von Digital Signage-Inhalten bieten. Somit werden uns beide Varianten mit Sicherheit noch lange erhalten bleiben.

Quellenangabe: Veröffentlicht mit unserer Beteiligung in der Zeitschrift Werbetechnik 6/2020